Herrenberg, 09. Oktober 2025 - Jahrhundertelang lag er in Mönchberger Erde und überdauerte allerlei Wirren: Der Mönchberger Münzschatz ist ein Konvolut von ursprünglich 37 Silbermünzen aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. 1957 wurde er von einem Mönchberger Landwirt ausgegraben, als dieser seine Scheuer erweitern wollte. 30 Jahre lang blieb der Münzfund im Besitz des Finders und wurde nach dessen Tod durch die Volksbank Herrenberg angekauft. Dort ruhten die verbliebenen 34 Münzen bis 2025 in einem Schließfach, bis zwei historisch interessierte Mitarbeitende ihn wieder entdeckten und Kontakt zur Stadt Herrenberg aufnahmen.
Die Volksbank in der Region freut sich darüber, für ihren Münzschatz nun eine neue Heimat zu finden. Anlässlich der Unterschrift unter dem Dauerleihvertrag sagt Jörg Stahl, Co-Vorstandssprecher und Regionalvorstand für Herrenberg: „Dieser Schatz ist seit über 300 Jahren mit der Region verwurzelt. Wir sind stolz, dass wir ihn eine Zeit lang beherbergen durften. Wir freuen uns aber darauf, ihn in kundigen Händen der Forschung und Öffentlichkeit neu zugänglich machen zu können.“ Dem schließt sich Hilde Aichele, Beirätin der Volksbank in der Region und Tochter des Finders an: „Ich freue mich, dass die Münzen weiterhin in guten Händen sind und es ist schön, dass die Münzen zukünftig öffentlich gezeigt werden können.“
Wie die 37 Münzen zum Schatz wurden und wie sie in Mönchberger Erde gelangten, ist unklar. Wahrscheinlich ist, dass sie während des 30jährigen Krieges vergraben wurden, um sie vor plündernden Truppen zu retten, was in diesem Fall gelungen ist. Dem vergrabenden Besitzer konnten sie später aber ebenfalls keine Freude mehr machen.
Münzschatzfunde sind wichtige Quellen der Geldgeschichte. Mehr noch als einzeln entdeckte Münzen vermitteln sie ein Bild davon, was zur selben Zeit am selben Ort, an Münzgeld verfügbar war. Bei dem Mönchberger Fund handelt es sich wahrscheinlich um kein Wertdepot, das über Jahre oder gar Jahrzehnte angesammelt wurde, sondern um Geld für den täglichen Bedarf. Es sind aber keine Kleinmünzen, sondern mittlere und größere Silbermünzen, was einen Hinweis auf den sozialen Status des ehemaligen Besitzers geben könnte. Aus der Zeit des 30-jährigen Krieges sind überall in Deutschland zahlreiche Münzschatzfunde überliefert; überall sahen sich die Besitzer von Geld angesichts der kriegerischen Ereignisse also offenbar genötigt, ihr Vermögen dem Tresor Erde anzuvertrauen.
Die Münzen sind allesamt aus Silber, geprägt zwischen 1599 und 1633, stammen aus Polen, aus verschiedenen schweizerischen Städten, aus Konstanz, Straßburg, Weißenburg im Elsass, aus der Grafschaft Hanau-Lichtenberg und Württemberg. Das Konvolut ist kein alltägliches, denn es fehlen die für diese Zeit im täglichen Zahlungsverkehr genutzten kleinen Münzen. Es ist aber auch kein übermäßiger Schatz, denn ebenso fehlen Goldmünzen und die großen silbernen Taler. Insgesamt liegt der Gegenwert etwa beim Monatslohn eines Zimmergesellen oder zwei Monatsverdiensten eines Tagelöhners der damaligen Zeit.
Südwestdeutschland und somit auch das Amt und die Stadt Herrenberg wurden insbesondere durch das Eingreifen Schwedens unter König Gustav II. Adolf und Frankreichs ab 1630 zu einem Zentrum der Kriegshandlungen. Zu diesem Zeitpunkt gab auch der württembergische Herzog Eberhard III. seine bisherige Neutralität auf. Schweden nutzte in der Folgezeit gemeinsam mit den protestantischen Ständen Südwestdeutschland als Ausgangspunkt für den Kampf gegen das katholische Bayern und den habsburgischen Kaiser. Nach der Niederlage Schwedens und seiner protestantischen Verbündeten in der Schlacht von Nördlingen am 5./6. September 1634 hatten Stadt und Amt nicht nur wie bisher und auch bis zum Ende des Krieges mit Einquartierungen und dem Durchmarsch von sich rücksichtslos verhaltenden wechselnden Truppen zu kämpfen, sondern am 11. und 12. September 1634 wurde die Stadt auch von katholischen Truppen angegriffen. In diesem Kontext könnten die Münzen vergraben worden sein.
Es ist großartig, dass uns der Mönchberger Münzschatz als großzügige Dauerleihgabe für die Sammlung des Fruchtkastens überlassen wird. Damit hat auch die Öffentlichkeit dauerhaft daran Anteil“, sagt Oberbürgermeister Nico Reith.
Eine Präsentation des Münzschatzes ist denkbar im Rahmen einer Sonderausstellung oder eines Ausstellungsformates wie „Objekt des Monats“, das in regelmäßigen Abständen Highlights und interessante Objekte aus der Fruchtkastensammlung der Öffentlichkeit vorstellt.
„Eine Einbindung in die Dauerausstellung ist derzeit jedoch nicht vorgesehen, da diese bereits fertig kuratiert, geplant und in Produktion ist“, so Elena Hocke, Leiterin des Fruchtkastens. Darüber hinaus bedarf der Schatz noch intensiver wissenschaftlicher Erforschung, weshalb für eine angemessene Präsentation ein längerer Vorlauf erforderlich ist. Sammlungskonzeptionell ergänzt der Münzfund unsere Bestände auf folgerichtige Weise. Erfreulicherweise ist der Münzschatz in einem guten Erhaltungszustand und benötigt keinerlei Restaurierung, sodass er in seinem ursprünglichen Zustand erhalten bleibt.