150 Jahre Volksbank in Rottenburg

Pressemitteilung 24. April 2019

150 Jahre genossenschaftliche Bank in Rottenburg

Die Volksbank in Rottenburg feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Gründungsjubiläum – in Herrenberg und Nagold wurde dieses Jubiläum bereits 2015 gefeiert.  Im Rahmen eines Festakts am 24. April 2019 im Volksbank-Foyer der Hauptstelle Rottenburg wurde die Geschichte der genossenschaftlichen Bank ebenso gewürdigt wie ihre gegenwärtige Position in der Region.

Am 25. April 1869 wurde die genossenschaftliche Bank in Rottenburg als »Vorschuß- und Creditbank« von 43 Bürgern der Stadt gegründet. Deutschland befand sich damals durch die Industrialisierung in einer enormen Umbruchsituation. Die Landwirtschaft bot oft kein Auskommen mehr, sodass viele Menschen in die Städte zogen oder nach Übersee auswanderten. Durch die Auflösung der Zünfte 1860 entstand eine neue Gewerbefreiheit, die Kleingewerbe und Handwerker dazu zwang, ihre Betriebe konkurrenzfähig zu machen und in Gebäude und Betriebsmittel zu investieren. Die Aufnahme eines Kredits war jedoch zu jener Zeit problematisch. Vor allem im ländlichen Raum gab es damals noch keine Banken oder Sparkassen, und die privaten Geldverleiher gaben Darlehen häufig nur mit Wucherzinsen aus.

Der politische und wirtschaftliche Wandel erforderte Eigeninitiative und Veränderungen. So griff man auch in Rottenburg die genossenschaftliche Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch und deren Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung auf: Man schloss sich nach dem Motto „Einer für alle - alle für einen“ zu solidarisch und unbeschränkt haftenden Personengemeinschaften zusammen und gründete die „Vorschuß- und Creditbank Rottenburg“. Ende des Gründungsjahres zählte die Genossenschaft bereits 95 Mitglieder, zur Jahrhundertwende waren es schon 500. Als Zeichen der kontinuierlichen Ausweitung der Geschäftstätigkeit wurde der Name der genossenschaftlichen Bank 1905 in „Gewerbebank Rottenburg a. N.“ geändert. 1940 erfolgte die Umbenennung in „Volksbank Rottenburg“, die sich 1943 mit der „Spar- und Darlehenskasse Rottenburg“ zusammenschloss.

Auch harten Bewährungsproben wie Weltwirtschaftskrisen, Weltkriege und Währungsreformen hielt die Bank stand. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen erforderten es immer wieder, vorhandene Strukturen neuen Gegebenheiten anzupassen. So erfuhr das Bankgeschäft Mitte der 60er-Jahre einen enormen Wandel durch die Einführung der bargeldlosen Lohnzahlung, der elektronischen Datenverarbeitung und durch die Aufhebung der Zinsverordnung. Das Bankgeschäft wurde vielfältiger als bisher, und die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter stiegen massiv. Kleinere Banken waren damit zum Teil überfordert und erkannten, dass sie sich den veränderten Aufgaben in neuer Formation stellen mussten. Im Einzugsgebiet der Stadt Rottenburg erfolgten die Verschmelzungen in mehreren Schritten: Ab 1965 schlossen sich zuerst insgesamt 12 örtliche Spar- und Darlehenskassen zusammen, später weitere genossenschaftliche Banken. 1977 erfolgte dann der Zusammenschluss der Raiffeisenbank Rottenburg und der Volksbank Rottenburg zur Volksbank Rottenburg a. N. Raiffeisen- und Volksbank eG. 1979 kam dann die Raiffeisenbank Seebronn hinzu.

Um den gestiegenen Anforderungen und dem sich verschärfenden Wettbewerb durch eine „Bündelung der Kräfte“ zu begegnen, fusionierten im Jahr 2000 die Volksbanken Herrenberg und Rottenburg. 2001 schlossen sich die Raiffeisenbank Oberjettingen und 2002 die Raiffeisenbank Stäble/Gäu der Volksbank Herrenberg–Rottenburg an. 2014 erfolgte die Fusion mit der Volksbank Nagoldtal zur heutigen Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg, die somit insgesamt aus 54 ehemals selbstständigen Instituten entstanden ist.

In der Gegenwart ist die genossenschaftliche Idee aktueller denn je. Insbesondere in der Finanzkrise der vergangenen Jahre hat sich ihr Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ eindrucksvoll bewährt: Die Genossenschaftsbanken bewältigten die Herausforderungen – wie stets zuvor – ohne jegliche staatliche Unterstützung und bewiesen sich als zuverlässiger Anker der Stabilität für ihre Mitglieder und Kunden.

Heute verwirklicht die Volksbank ihre satzungsmäßige Grundaufgabe der wirtschaftlichen Förderung ihrer Mitglieder in einer zeitgemäßen Form: Als Omnikanalbank bietet sie ein breites Leistungsspektrum. Fundament ist nach wie vor die ganzheitliche persönliche Beratung und Betreuung der Mitglieder und Kunden. Zusammen mit den Tochtergesellschaften Fischer Versicherungsmakler, Gäu Neckar Immobilien und Gäu Neckar Hausverwaltung sowie starken Partnern im Genossenschaftlichen Finanzverbund bietet sie Lösungen aus einer Hand. Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Vielzahl digitaler Services, die die heutigen Anforderungen und den Bedarf der Kunden im Hinblick auf Finanzdienstleistungen erfüllen.

In seiner Jubiläumsrede hob Vorstandssprecher Jörg Stahl hervor, dass Genossenschaften Unternehmen seien, in denen Menschen eine wichtige Rolle spielen, nicht nur im Hinblick auf die Mitglieder und Kunden, sondern auch im Hinblick auf ihre Mitarbeiter. Als Arbeitgeber biete man den derzeit rund 440 Mitarbeitern attraktive und vor allem sichere Arbeitsplätze und eine hohe Zahl an Ausbildungsplätzen. Die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg habe zudem beste Voraussetzungen dafür geschaffen, auch in Zukunft für die Mitglieder und Kunden nachhaltig erfolgreich zu sein und damit ihren wirtschaftlichen Förderauftrag dauerhaft zu erfüllen.

Im Anschluss an die Jubiläumsrede des Vorstandssprechers hielt Dr. Roman Glaser, Präsident der Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, einen Festvortrag zum Thema „Tradition und Moderne – Genossenschaften: ein Modell für die Zukunft“. Es folgten Grußworte von Klaus Tappeser, Regierungspräsident des Regierungebezirks Tübingen und ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Rottenburg, des amtierenden Oberbürgermeisters Stephan Neher und des Aufsichtsratsvorsitzenden Michael J. Schulz.

Anlässlich des Jubiläums spendete die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg insgesamt 15.000 Euro für gemeinnützige Zwecke in der Region Rottenburg. Vorstandssprecher Jörg Stahl übergab jeweils eine Spende über 5.000 Euro an den Förderverein für krebskranke Kinder e. V., die Narrenzunft Rottenburg und die Stadt Rottenburg.