Die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg konnte der Vertreterversammlung von einem guten Ergebnis für das Geschäftsjahr 2016 berichten, obgleich die Niedrigzinsphase die Bank stark belastet. Die Mitglieder sind am Erfolg ihrer Bank beteiligt und erhalten für 2016 eine attraktive Dividende von 3 Prozent.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Walter Seeger, hieß die Mitgliedervertreter und Beiräte bei der 45. ordentlichen Vertreterversammlung willkommen. Nach der Begrüßung der Gäste und Hinweisen zu den Regularien übergab der Aufsichtsratsvorsitzende das Wort an Vorstandssprecher Helmut Gottschalk.
Zu Beginn ging Bankdirektor Helmut Gottschalk auf die Entwicklung der genossenschaftlichen Finanzgruppe ein, die sich als stabil und anpassungsfähig erweise. Aufgrund der steigenden regulatorischen Anforderungen verstärke sich bei den Volksbanken Raiffeisenbanken der Trend zu Verschmelzungen. Die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg habe bereits vor drei Jahren mit dem Zusammenschluss eine gute Ausgangssituation für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen und sei für sinnvolle Weiterentwicklungen offen.
Anschließend berichtete der Vorstandssprecher über die Geschäftsentwicklung und den Jahresabschluss 2016. Das vergangene Jahr sei einerseits geprägt gewesen von einem positiven Wirtschaftswachstum, einer unverändert guten Beschäftigungssituation und stabilen Preisen, andererseits von einer weiterhin sehr expansiven Geldpolitik. Die Null-Zins-Politik stelle Banken und Geldanleger vor beträchtliche Herausforderungen und ziehe weitreichende Veränderungen nach sich. Im März 2016 wurde der Leitzins erstmalig auf null gesetzt, und für Einlagen von Banken wird ein Negativzins von 0,4 Prozent berechnet. Hinzu kämen Unsicherheiten an den Finanzmärkten durch den EU-Austritt Großbritanniens und der Wahl Donald Trumps.
In diesem schwierigen Umfeld konnte sich die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg gut entwickeln. 2016 erhielt sie mehrere Auszeichnungen: Zum 7. Mal in Folge erreichte sie in der Privatkundenberatung den Spitzenplatz als „Beste Bank“ beim Bankentest in Herrenberg. Für ihre familien- und lebensphasenfreundliche Personalpolitik wurde ihr erneut das Zertifikat audit berufundfamilie verliehen. Darüber hinaus wurde sie für die Gesamtbank mit dem anspruchsvollen ISO-Qualitätssiegel vom TÜV ausgezeichnet.
Im vergangenen Geschäftsjahr verringerte sich die Bilanzsumme durch Reduzierung der Eigenanlagen leicht auf rund 2,2 Milliarden Euro.
Die Kundenkredite stiegen insgesamt um 45 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro. Die privaten Baufinanzierungen wuchsen um 27 Millionen (3 Prozent) auf rund 1 Milliarde Euro. Die Firmen-kredite stiegen um 16 Millionen Euro (3 Prozent) auf 555 Millionen Euro. Helmut Gottschalk erklärte, dass die Bank auf das Kreditgeschäft einen strategischen Wachstumsschwerpunkt für die kommenden Jahre setze. So habe man beispielsweise mit der neuen Immobilienfinanzierungsplattform GENOPACE gute Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit Vermittlern geschaffen.
Die Risikosituation im Kreditgeschäft der Bank ist außerordentlich entspannt, sodass im Jahr 2016 netto rund 1,4 Millionen Euro an Wertberichtigungen aufgelöst werden konnten.
Eine positive Entwicklung kann die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg im Wertpapiergeschäft verzeichnen: Die betreuten Kundengelder stiegen 2016 auf rund 2,2 Milliarden Euro. Während die Kundeneinlagen stabil bei 1,5 Milliarden Euro lagen, wuchsen die Anlagen auf Wertpapierdepots um 8 Prozent auf 642 Millionen Euro. Da die Kunden auf klassische Bankanlagen kaum noch oder keine Zinsen mehr erhalten, werden verstärkt alternative Lösungen nachgefragt. Die Bank bietet daher neu auch Anlagen in Gold im Rahmen einer sinnvollen Vermögensstruktur an, um für die Kunden eine breitere Angebotspalette zu schaffen.
Im Dienstleistungsbereich ist die Bank ordentlich vorangekommen. Im Personenversicherungsgeschäft erreichte die Tochtergesellschaft Fischer Versicherungsmakler ein Rekordergebnis. Die Gäu Neckar Hausverwaltung weist, auch durch die Übernahme eines anderen Verwalters, ein kräftiges Wachstum auf. Die Gäu Neckar Immobilien konnte den Vorjahresrekord jedoch nicht wieder erreichen. Während die niedrigen Zinsen das Bauspargeschäft drückten, verzeichneten die Konsumentenkredite über easyCredit ein deutliches Plus.
Durch die Auswirkungen der Niedrigzinsphase ging der Zinsüberschuss um 1,6 Millionen Euro (3,7 Prozent) zurück. Der Provisionsüberschuss sank um 1 Million Euro (7,2 Prozent) auf rund 13 Millionen Euro. Die Personal- und Sachkosten konnten etwas reduziert werden. Insgesamt verringerte sich das Teilbetriebsergebnis um rund 10 Prozent.
Die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg verfügt über eine gute Eigenkapitalausstattung. Das Betriebsergebnis ermöglicht eine kräftige Stärkung ihres Eigenkapitals mit 12,5 Millionen Euro. Nach Beschluss der Vertreterversammlung liegt die Kernkapitalquote mit 14,7 Prozent (Vorjahr 14,1 Prozent) deutlich über den Anforderungen der Bankenaufsicht und ermöglicht ein weiteres kräftiges Kreditwachstum.
Für 2016 weist die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg nach einer Vorwegstärkung der Rücklagen um 1 Million Euro einen Gewinn von rund 3,1 Millionen Euro aus.
Die erfolgreiche Entwicklung der Bank kommt auch der Region zugute. Im vergangenen Geschäftsjahr leistete die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg als Steuerzahler wieder einen beachtlichen Beitrag zur Finanzierung der heimischen Infrastruktur. Für 2016 hat die Bank 4,6 Millionen Euro an Steuern entrichtet. Rund 2 Millionen Euro flossen davon als Gewerbesteuer an die Kommunen, die auf diese Weise von der guten wirtschaftlichen Verfassung der Bank profitieren.
Soziales Engagement zeigt die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg mit ihrer Stiftung: Im Jahr 2016 wurden rund 234.000 Euro aus dem Zweckertrag des VR-Gewinnsparens und als Bankspenden an gemeinnützige, karitative und kirchliche Institutionen im Geschäftsgebiet gespendet.
Ihren rund 56.000 Mitgliedern bietet die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg über ihren wirtschaftlichen Förderauftrag hinaus weitere besondere Leistungen. So können sie zum Beispiel beim Mitglieder-Forum herausragende Referenten live erleben. 2016 waren bei dieser Veranstaltungsreihe der Gedächtnisexperte Markus Hofmann, Dr. Joachim Nagel, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, EU-Kommissar Günther Oettinger sowie im Januar 2017 die Theologin Prof. Margot Käßmann zu Gast.
Die Mitglieder sind am Erfolg der Bank beteiligt: Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Vertreterversammlung eine im Vergleich zum aktuellen Zinstief sehr attraktive Dividende von
3 Prozent auf die Geschäftsguthaben vor. Damit wird rund 1 Million Euro an die Mitglieder ausgeschüttet.
Vorstandssprecher Helmut Gottschalk zeigte auf, dass sich die Bankenbranche in einem weitreichenden Umbruch befindet. Das Niedrigzinsumfeld, zunehmende Regulatorik und die fortschreitende Digitalisierung stelle auch die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg vor große Herausforderungen. Um ihren genossenschaftlichen Auftrag zur wirtschaftlichen Förderung der Mitglieder erfüllen zu können, müsse die Bank wettbewerbsfähige Konditionen bieten und mit Leistungsstärke überzeugen. Die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Bank habe strategische Weichenstellungen erfordert. In der Wahlperiode der Vertreterversammlung von 2014 bis 2018 wurden von den ehrenamtlichen Gremien neben der Fusion zur Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg weitere wegweisende Beschlüsse gefasst wie die Weiterentwicklungen des Filialkonzepts sowie der Beirats- und der Aufsichtsratsstruktur.
Um neue Ertragsquellen zu erschließen, hat die Bank ihr Geschäftsfeld Immobilien durch ein neues Tochterunternehmen ausgebaut: Über die Volksbank Immobilien Anlage GmbH investiert sie direkt in Immobilien und hat bisher bereits 14 Millionen Euro in diesem Bereich angelegt.
Helmut Gottschalk wies darauf hin, dass die Digitalisierung in der Finanzbranche das Verhalten der Kunden stark verändere. Immer weniger Kunden kämen in die Filialen, während immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte online erledigen und somit auch entsprechende digitale Lösungen von ihrer Bank erwarten würden. Die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg wolle dort präsent sein, wo sich ihre Kunden aufhielten, also Beratung und Service persönlich vor Ort, am Telefon sowie im Internet bieten. Damit stünden den Kunden viele Wege zur Bank offen, die sie je nach Bedarf nutzen könnten: Der persönliche Kontakt vor Ort und die qualitativ hochwertige Genossenschaftliche Beratung sei für die Bank nach wie vor zentraler Bestandteil der Kundenbeziehung. Das neue KundenCenter biete telefonische Beratung von Montag bis einschließlich Samstag von 8 bis 20 Uhr und sei damit ein für eine Filialbank einmaliges Angebot in der Region, das ab Herbst durch Video- und Chatberatung ergänzt werde. Ihre täglich rund um die Uhr zur Verfügung stehenden Serviceleistungen im Internet baue die Bank stetig weiter aus.
Helmut Gottschalk merkte an, dass auch die Mitarbeiter der Bank gefordert seien, sich auf ein ständig veränderndes digitales Leistungsangebot einzulassen. Der digitale Wandel verlange eine stetige Weiterbildung, beinhalte aber auch viele Chancen. Inklusive ihrer Tochtergesellschaften zählt die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg 446 Mitarbeiter, davon 24 in Ausbildung.
Helmut Gottschalk zeigte sich überzeugt, dass die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg zuversichtlich in die Zukunft gehen könne. Man habe Herausforderungen kraftvoll angepackt, Altes überprüft, manches aufgegeben und Neues gestaltet. Er dankte den Beiräten und Mitgliedervertretern für ihr ehrenamtliches Engagement und ihre Bereitschaft, Veränderungsprozesse mitzugehen.
Walter Seeger, Vorsitzender des Aufsichtsrats, bestätigte die gute Entwicklung der Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg. Obwohl der Zinsüberschuss aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase weiterhin rückläufig sei, konnte durch ein günstiges Risikoergebnis die Rücklagen kräftig gestärkt werden. Daneben seien wichtige strategische Maßnahmen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft der Bank getroffen worden.
Walter Seeger berichtete, dass der Aufsichtsrat über grundsätzliche Fragen zur Geschäftspolitik, anstehende Vorhaben und wichtige Einzelvorgänge umfassend informiert wurde. Die strategische Ausrichtung und die Geschäftspolitik der Bank würden vom Aufsichtsrat in vollem Umfang einmütig unterstützt.
Die gesetzlich vorgeschriebene Prüfung des Jahresabschlusses 2016, der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung des Vorstands wurde vom Genossenschaftsverband Bayern e. V. durchgeführt, da Vorstandssprecher Helmut Gottschalk bis Anfang April 2017 Vorsitzender des Verbandsrats des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes war.
Wie Walter Seeger ausführte, habe der Aufsichtsrat im Jahr 2016 seine Aufgaben, die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung übertragen sind, in vollem Umfang erfüllt. Durch die umfassenden Informationen des Vorstands bei grundsätzlichen Fragen zur Geschäftspolitik konnte der Aufsichtsrat seiner Beratungsfunktion stets gerecht werden. Dem Konzept zur weiteren geschäftspolitischen Ausrichtung der Marktbearbeitung, den Veränderungen im Geschäftsstellennetz wie auch der Verschlankung der Beiräte in Nagold, Haiterbach und Wildberg und damit dem Verzicht auf die Zuwahl von „Nur-Beiräten“ habe der Aufsichtsrat zugestimmt. Alle Beschlüsse, die der Zustimmung des Aufsichtsrats bedurften, wurden ordnungsgemäß gefasst. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand sei konstruktiv und vertrauensvoll. Mit dem Vorstand, insbesondere mit seinem Sprecher, stünde der Aufsichtsrat in regelmäßigem Kontakt und berate zeitnah über Strategie, Geschäftsentwicklung und Risikomanagement der Bank. Walter Seeger dankte dem Vorstand für die mit Kompetenz, Engagement und Weitsicht geleistete Arbeit, die ausführliche Informationspolitik und den persönlichen Einsatz zur Erreichung der Ziele im Geschäftsjahr 2016. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihre hohe Leistungsbereitschaft maßgeblich zum Erfolg der Bank beigetragen hätten, sprach er seine Anerkennung aus. Besonders würdigte er das ehrenamtliche Engagement der Mitgliedervertreter und örtlichen Beiräte und dankte ihnen für die Unterstützung und das loyale Mittragen der Beschlüsse. Gerade im vergangenen Geschäftsjahr seien Entscheidungen zu treffen gewesen, die auch zu Diskussionen in den Beiratsbezirken geführt hätten.
Wirtschaftsprüfer Christian Zeislmeier vom Genossenschaftsverband Bayern bestätigte der Bank eine solide wirtschaftliche Entwicklung sowie eine ordentliche Vermögens- und Ertragslage. Er trug das zusammengefasste Prüfungsergebnis für das Geschäftsjahr 2016 vor. Die Prüfung habe zu keinen Einwendungen geführt. Es wurde der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk erteilt.
Nach der Beschlussfassung der Vertreterversammlung über den Umfang der Bekanntgabe des Prüfungsberichts, die Feststellung des Jahresabschlusses und die Verwendung des Bilanzgewinns übernahm der Oberbürgermeister der Stadt Rottenburg, Stephan Neher, die Versammlungsleitung im Hinblick auf die Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats.
Anschließend wurde Siegfried Dierberger für sein 25-jähriges Aufsichtsratsjubiläum geehrt. Seit 1992 Mitglied des Aufsichtsrats war er von 1996 bis 2000 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Volksbank Herrenberg und von 2000 bis 2014 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Herrenberg-Rottenburg. Seit 2014 ist er der 2. stellvertretende Vorsitzende dieses Gremiums der Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg. Für sein langjähriges erfolgreiches Wirken im Dienste der genossenschaftlichen Bank wurde er von Mathias Juhl, Prüfungsdienstleiter des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, ausgezeichnet und von Bankdirektor Helmut Gottschalk beglückwünscht.
Walter Seeger wies darauf hin, dass diese Vertreterversammlung auch die letzte des Vorstandssprechers Helmut Gottschalk in dieser Funktion sei – am 30. Juni 2017 werde er in feierlichem Rahmen in der Stadthalle Herrenberg in den Ruhestand verabschiedet. Helmut Gottschalk habe in der Bank viel bewegt und deren Entwicklung in den vergangenen 35 Jahren entscheidend mitgeprägt. Mit seinem herausragenden strategischen Denken habe er stets wichtige Weichen für die Herausforderungen der Zukunft gestellt und könne ein gut bestelltes Haus übergeben. Helmut Gottschalk habe aber nicht nur in der Bank Großes vollbracht, sondern seine langjährige berufliche Erfahrung auch als einer der führenden Repräsentanten der Volksbanken Raiffeisenbanken in Deutschland in die genossenschaftliche Organisation eingebracht.